Treffen sich zwei Weine: Sekt und Champagner

Trotzdem rate ich zur Vorsicht, wenn der Weinhändler Ihres Vertrauens etwas von der Champagner-Methode erzählt, nach der ein Sekt hergestellt wurde (in der Werbung darf der Begriff nicht mehr verwendet werden), und behauptet, man bekäme für weniger Geld ein gleichwertiges Produkt. Man bekommt in der Regel genau das, was man bezahlt, nicht mehr und nicht weniger. Dazu kommt, dass in einer Zeit, wo fast alle Kleidung mit dem Etikett nach außen hergestellt wird, auch der Protzfaktor nicht zu vernachlässigen ist. Und da bleibt echter Champagner unschlagbar.

Schweigen will ich vom Prosecco, den man trinkt, wenn man sich zu fein ist, das Wort Sekt auszusprechen und zu geizig, Champagner zu sagen. Interessant ist höchstens, dass jeder Champagner ein Sekt ist, der Prosecco aber nur dann, wenn er Spumante heißt. Dem Frizzante, fehlt es an Druck und an Alkohol, er erreicht weder die vorgeschriebenen 3,5 bar noch die 10 Prozent. Das Wort Sekt ist vom französischen sec, trocken, abgeleitet. Ursprünglich bezeichnete es einfach einen trockenen Wein. Die Idee, dass eine Flüssigkeit trocken sein könnte, entstammt der antiken Naturlehre, die im 16. Jahrhundert wiederentdeckt wurde und allem Leben die Naturen kalt, warm, nass und trocken zuordnete. Durchgegorenen und entsprechend weniger süßen Wein betrachtete man als der geilheit ledig und daher trocken. Der Schaumwein entstand zunächst wohl zufällig. Im 17. Jahrhundert begann man Wein vor Ort in Flaschen abzufüllen, um die Frische zu erhalten. Manche dieser Weine, vor allem die aus der Champagne, gärten während des Transports weiter. Vor allem die Engländer freuten sich über die sprudelnde Überraschung. In der Champagne machte man aus der Not eine Tugend: Der Benediktinermönch Dom Pérignon hatte die Idee, die Flaschengärung durch Zugabe von Hefe und Zucker gezielt zu fördern. Das Getränk, das dabei entstand, war so erfolgreich, dass relativ bald die gesamte Produktion der Gegend umgestellt wurde. Heute werden nur noch homöopathische Mengen nicht schäumender Weine in der Champagne abgefüllt. Die Nachfrage brachte Nachahmer auf den Plan, von Krimsekt bis Rotkäppchen. Während für Champagner sehr strenge Regeln gelten, ist beim Sekt fast alles erlaubt. Mittlerweile gibt es aber in Deutschland eine ganze Reihe von Winzern, die sehr engagiert Winzersekt herstellen, also Sekt aus den eigenen Trauben.

Man kann den Sekt durchaus genussvoll trinken, im direkten Vergleich tut er sich aber schwer.

Der Forster Pechstein vom Weingut Reichsrat von Buhl besteht aus 100 Prozent Riesling aus dem Jahrgang 2007, der Roederer Brut Premier aus etwa zwei Drittel Chardonnay und einem Drittel Pinot Noir mit ganz wenig Pinot Meunier, im Wesentlichen aus dem Jahrgang 2005. Beim Pechstein schmeckt man den Riesling recht deutlich heraus, und auch schon eine ganz leichte Ahnung einer Altersnote. Der Roederer hingegen schmeckt nicht nach einer bestimmten Traube, sondern eben typisch nach Champagner. Er ist, obwohl die verarbeiteten Weine älter sind, frischer und dabei auch voller. Man kann den Sekt durchaus genussvoll trinken, im direkten Vergleich tut er sich aber schwer. Fairerweise muss man sagen, dass er weniger als die Hälfte kostet.

Trotzdem rate ich zur Vorsicht, wenn der Weinhändler Ihres Vertrauens etwas von der Champagner-Methode erzählt, nach der ein Sekt hergestellt wurde (in der Werbung darf der Begriff nicht mehr verwendet werden), und behauptet, man bekäme für weniger Geld ein gleichwertiges Produkt. Man bekommt in der Regel genau das, was man bezahlt, nicht mehr und nicht weniger. Dazu kommt, dass in einer Zeit, wo fast alle Kleidung mit dem Etikett nach außen hergestellt wird, auch der Protzfaktor nicht zu vernachlässigen ist. Und da bleibt echter Champagner unschlagbar.

2 Kommentare

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  1. zu treffen sich zwei Weine..
    haben Sie schon einmal die Produkte von Raumland / Flöhrsheim verkostet ? Hätten Sie vor dem Artikel besser mal gemacht

Aus Effilee #16, Mai/Jun 2011
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