Kein Zweifel, sein Duft nach gebranntem Torf und mediterranen Kräutern irritiert. Nach Frucht muss die Nase lange suchen und findet in einer sensorisch abgelegenen Stelle etwas Mirabelle. Mehr nicht. Eine leise Erinnerung an das Burgund ruft dieser Weißwein aus dem hitzigen Roussillon wach. Wenngleich mit weitaus weniger Noblesse. Geradezu borniert stemmt er sich gegen jede Gewohnheit und will partout nicht einem Geschmack gehorchen. Einmal erinnert er an einen Nadelwald im Spätsommer, ein anderes Mal an eine Mittelmeerbrise. Ein ebenso kurioses wie furioses Erlebnis, das dem Zecher ein gehöriges Maß an Toleranz abverlangt.
Wer sich darauf einlässt, wird belohnt. Gilles Troullier hat ihn aus Grenache Gris gekeltert, einer uralten weißen Rebsorte, die heutzutage allerdings nur noch selten zu finden ist und zumeist in Cuvées als tumber Kraftmacher verrührt wird. Man tut gut daran, den Wein zu karaffieren und eine Zeitlang zu vergessen. Zum Durstlöschen eignet er sich jedenfalls nicht. Zu kalt sollte er auch nicht getrunken werden. Die besten Geschichten erzählt er bei etwa 14 Grad. Freundschaft von jetzt auf gleich ist seine Sache nicht. Ihm einmal nähergekommen zu sein, bedeutet viel und fordert. Am besten man lässt sich dabei etwas treiben und trinkt ihn sehr langsam. Imprévue bedeutet unerwartet. Selten hat ein Wein seinen Namen mehr verdient.
Kaufbar: 27,50 Euro bei www.vins-vivants.de