Riesling unplugged 2010

Tesch
Langenlohnsheim, Nahe, Deutschland

Früher kam sonntags nach der Sendung mit der Maus der Internationale Frühschoppen. Da tranken Herren im karierten Sakko kurz nach zwölf in aller Öffentlichkeit ihr erstes Glas Wein und wussten über Gott wie auch über die Welt alles besser. Journalisten der alten Schule eben. Für Martin Tesch sind das die Weintrinker von vorgestern, er versucht, seine Weine an diejenigen zu vermarkten, die im Sommer auf die großen Festivals gehen, Rock am Ring zum Beispiel. Auch über die Website der Toten Hosen kann man einen Tesch-Wein bestellen.
Nun sei mir das Bonmot gestattet, dass mir mein kariertes Sakko näher ist als die Toten Hosen; ich gehöre daher eher nicht zur Zielgruppe. Trotzdem kann ich dem Riesling Unplugged einiges abgewinnen. Der Wein ist knochentrocken ausgebaut wie alle Weine des Hauses und komplett durchgegoren. Fruchtnoten, Zitrus vor allem, gibt es dementsprechend nur in der Nase, am Gaumen ist der Wein fast schon ätherisch schlank, ganz leichte, keineswegs unangenehme Bitternoten im Abgang. Alles andere als ein typischer Riesling, aber wir haben es hier auch nicht mit einem Großen Gewächs zu tun, sondern mit einem sauber gemachten, ausgesprochen trinkbaren Alltagswein, den der Sakkoträger sich bei Amazon mit in den Einkaufswagen legen kann, wenn er die neue Beastie Boys bestellt.
Kaufbar: 8,50 Euro bei www.amazon.de

Text: Vijay Sapre
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Aus Effilee #18, Sep/Okt 2011
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