Iskra ist serbisch und bedeutet Funke. Der allerdings wollte nicht sofort überspringen, als ich im vergangenen Spätsommer mit Marina Cvetic ihren sortenreinen Montepulciano probierte. Ausgesprochen hartherzig gab sich dieser rote Bolide und verweigerte hartnäckig jene belanglose Saftigkeit, die man gemeinhin von Rotweinen dieser Sorte erwartet. Cvetic ist auch keine italienische Mama, sondern gebürtige Serbin, und in ihrer charmanten Unnahbarkeit tat sie es ihrem Wein gleich. Diese Ambivalenz muss den viel zu früh verstorbenen Gianni Masciarelli fasziniert haben, als er ihr Anfang der 90er-Jahre in Kroatien begegnete und sie von der Stelle weg heiratete. Cvetic wurde die starke Frau hinter einem qualitätsvernarrten Winzer, der aus dem Nichts ein heute 400 Hektar Land umfassendes Weinimperium schuf und zeigte, dass Montepulciano mehr sein kann als ein Glühweingrundwein. 8000 Reben, auf Drahtrahmen gezogen, müssen sich beim Iskra einen Hektar teilen. Das ist wenig Platz und zwingt die Wurzeln, tief ins Erdreich vorzudringen. Die Erträge bleiben gering, was der Güte der Trauben zugutekommt. Der 2003er Iskra reifte zwölf Monate in nagelneuen Barriques und hat noch einige Jahre vor sich, bis er sich gefunden hat. Um seine Unnahbarkeit muss man sich aber keine Sorgen machen, die wird er behalten.
Text: Axel Biesler
Meine Meinung …Aus Effilee #20, Frühling 2012