Ein Name. Kein Programm. Pinot Noir. 2012

Andreas Durst
Pfalz, Deutschland

Andreas Durst hatte von diesem Wein ein Barrique und ein halbes. Beim Füllen einer anderen Partie füllte er aus einer Laune heraus das halbe Fass mit. Allerdings vergass er, dass der Wein nicht geschwefelt war. Nun, diese Mode ist nicht in jedem Falle heilbringend. Diesem Wein steht sie allerdings sehr gut.
In der Nase haben wir eine klare und prägnante Pinot-Frucht, die man im Mund zunächst vergeblich sucht. Ein strammer Säurenerv und ein straff geschnürtes Tannin-Korsett zeigen ein ganz anderes Gesicht. Fünfzehn Prozent der Stiele kamen mit in die Maische, die nach einer Woche Vormazeration schließlich gut drei Wochen offen gärte. Gewachsen sind die Trauben aus dem eigentlich verpönten Mariafelder Klon auf circa dreihundert Meter Höhe bei Bockenheim auf einem kalkigen, biologisch bewirtschafteten Boden. Gelesen wurde bei 98 Oechsle. Dreizehn Monate lag der Wein im Fass bis er gefüllt wurde. Die Hälfte in Burgunderflaschen mit Korken, die andere in Schlegelflaschen mit Schrauber. Hundertfünfzig Stück gibts davon. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen und zu beobachten, was im Glas passiert. Und das über Tage hinweg, denn irgendwann kommt auch die Frucht im Mund zum Vorschein. Wer zwischendurch Hunger bekommt legt ein Stück Wildschwein-Terrine auf eine Scheibe kross gebackenen Krustenbrotes.

Text: Sebastian Bordthäuser

****‏ Nichts für Fans von deutschem Rotwein. Und nichts für seine Gegner
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Aus Effilee #30, Herbst 2014
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