Caroline 2011

Martin Gojer, Pranzegg
Südtirol, Italien

Im Juni fand in Wien die Vievinum statt. Es ist die bedeutendste Messe für österreichischen Wein. Neben all den nahmhaften österreichischen Weingütern verschlägt es auch einige Winzer aus dem südlichen Tirol nach Wien. Altösterreich hat man dieses Gebiet wohl früher hier genannt, aber das habe ich nicht verifiziert. Ausgerechnet unter diesen Weinen jedoch fand sich ein Kleinod, dass sich spontan und nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt hat, wie kaum ein anderer Wein. Es heißt Caroline und stammt von einem mir zuvor unbekannten Winzer names Martin Gojer. 2011 ist Gojers dritter Jahrgang auf dem Hof Pranzegg bei Bozen, der aus dem 13. Jahrhundert stammt und schon lange in Familienbesitz ist. Für den nach seiner Tochter benannten Wein haben die Gojers 2004 in einer Steillage einen Gemischten Satz aus Chardonnay, Viognier, Manzoni Bianco und Sauvignon gepflanzt. Diese Rebsorten hören sich jetzt nicht zwangsläufig nach einem großen Wurf an, doch als Mischsatz, der nach Spontangärung lange im großen Holzfass auf der Hefe lag, gehen sie eine so eigenwillig schöne Alliance ein, so voller Charakter und so vielschichtig, dass Caroline einen geradezu zwingt, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Der Wein hat viel Potential, aber eigentlich will man sich von ihm lieber jetzt als morgen und immer wieder aufs Neue betören lassen.

Text: Christoph Raffelt

***** Eigenwillige, sinnliche Schönheit, der man hoffnungslos verfallen mag
Bergwein.com, €21,50

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Aus Effilee #30, Herbst 2014
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