Es fällt uns nicht leicht, es zuzugeben, aber Berlin ist derzeit kulinarisch die interessanteste Stadt Deutschlands. Da lag es nahe, genau hierher zu kommen, um herauszufinden, wie junge Köche (und eine Köchin) sich dem Thema Umami nähern
Text : Vijay Sapre Fotos: Daniela Haug
Lange glaubte man, dass sich das Spektrum des Geschmacks mit den Eigenschaften süß, sauer, salzig und bitter beschreiben ließe. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurde Umami entdeckt, der fünfte Geschmack. Umami ist die Empfindung, die durch Glutamate hervorgerufen wird, die Salze der Aminosäure Glutaminsäure.
Umami ist japanisch und wird häufig mit lecker, fleischig übersetzt. Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nimmt jeder mit der normalen Mischkost täglich zwischen acht und zwölf Gramm Glutamat zu sich, da der Stoff in vielen, wenn nicht fast allen Lebensmitteln ohnehin enthalten ist. Glutamat ist also keineswegs unnatürlich und eine glutamatfreie Ernährung ist weder möglich noch erstrebenswert.
Glutamat scheint aber in der westlichen Küche mit einem Tabu belegt zu sein. Während es völlig unproblematisch ist, Salzigkeit oder Süße mit einer kleinen Prise weißen Pulvers einzustellen (nämlich Salz oder Zucker), würde kaum ein Spitzenkoch den Sturm der Entrüstung überleben, der über ihn hineinbräche, würde er handelsübliches Glutamatpulver verwenden, um einem Gericht das fehlende Umami zu geben, was noch fehlt.
Da aber gut abgestimmtes Umami für ein gelungenes Gericht genauso wichtig ist wie die korrekte Menge an Salz, Zucker oder (sehr wichtig!) Säure, setzen sich die modernen Köche sehr intensiv mit den Lebensmitteln auseinander, die von Natur aus glutamathaltig sind, und mit Zubereitungsmethoden, die das noch verstärken.
Die vier jungen Köche, die wir in der Schauküche von Popstahl in Berlin trafen, mussten daher kein Neuland betreten, als wir sie baten, sich Gerichte zum Thema Umami auszudenken: