Primeurwoche Bordeaux. Verkostung der Union des Grands Crus auf Château Smith Haut Lafitte: 17 Weißweine stehen zur Blindprobe. Die Nummer sechs gefällt mir sehr gut, mit ihrem lakritzartigen Aroma und ihrer salzigen Gaumenstruktur. Auch die acht ist gut: herzhaft, mit viel Wärme und einem geradezu seidigen Fluss. Doch dann kommt die elf ins Glas: verschlossen im Duft, mit Untertönen von Pampelmuse und Reineclaude. Im Gaumen setzt der Wein kraftvoll an, die Säure steigert sich im Gleichschritt mit dem Extrakt in den Abgang hinein. Auch die 12, 15 und 16 gefallen mir gut. Der Jahrgang 2011 hat in der Appellation Pessac-Léognan wirklich attraktive Weißweine hervorgebracht. Obwohl sie aus einer der frühesten Herbstkampagnen in der Geschichte des Bordelais stammen, haben die Weine Komplexität. Am Ende der Probe probiere ich noch mal quer: Die 16 mit ihrer Strenge ist gut, die 15 profitiert momentan vielleicht noch etwas stark vom Hefekontakt, die 12 betont das Holz gekonnt, aber doch etwas kräftig. Die sechs und acht sind wirklich gut, doch die Nummer elf ist es: so ein fein ziselierter, stiller und entspannter Wein, reich und ohne plakative Motive, und dabei doch ohne Zweifel mit großem Potenzial.
Text: Ulrich Sautter
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