17.03. 12.00 Uhr, Matthias Gfrörer, Gutsküche Wulksfelde, 24 Mitarbeiter – 4 Azubis

Wir gehen jetzt erst mal ganz pragmatisch mit der Situation um, als Dienstleister im besten Sinne. Die Hyghienemaßnahmen werden noch verschärfter als sonst schon umgesetzt, abgesehen davon versuchen wir, ruhig zu bleiben.

Die Menschen sind natürlich mehr als unsicher. Genuss, Gesellschaft, Gastfreundschaft, das ist jetzt sehr schwierig geworden. Wir haben 24 Angestellte, ich möchte auch der Verantwortung nachkommen, dass die Menschen im meinem Umfeld wenigstens noch einen Sinn und vernünftige Aufgaben haben. Auch wenn es unsere Wirtschaftlichkeit extrem schmälern wird: ich werde niemandem kündigen. Ich finde, das ist meine gesellschaftliche Verantwortung.

Die Realität hat nochmal ganz andere Beipackzettel und Nebenseiten.

Dafür muss ich jetzt ganz akribisch an die Bürokratie rangehen, dem Dreisatz der uns aufgezwungen wird – wie bekomme ich das jetzt hin, das unsere Kosten so niedrig wie möglich sind, dass wir alle diese Durststrecke überleben? Das wird von den Behörden eben auch nicht so einfach gemacht, wie es in der Presse dargestellt wird. Die Realität hat nochmal ganz andere Beipackzettel und Nebenseiten. Das ist gerade auch sehr ernüchternd und anstrengend.

Angst habe ich nicht nur vor dem Virus, welches noch nicht mal bis ins Detail erforscht ist. Ich habe auch Angst vor dem Einbruch der kompletten Mittelstandswirtschaft, da sind wir jetzt schon knapp davor. Wir haben im letzen Jahr schon schwierige Situationen erlebt, die knapp an uns vorbeigegangen sind – aber das jetzt, das komplette Stillegen weltweit, hat nochmal ganz andere Dimensionen. Selbst wenn wir irgendwann alle wieder rausgehen können, wenn alles gut überstanden ist, dann stellt sich die Frage, ob der Einzelhandel und die Gastronomie überhaupt noch da sind, um den Menschen das zu geben, sie sich sehnen werden. Die Pause, die wir jetzt ausgerufen haben – ich glaube, dass das wirklich keiner lange aushalten kann, Finanziell und Emotional.

Wir können ja alle im Grunde alles bekommen: im Handel, im Internet – zu jeder Zeit – und dennoch verfallen wir gerade in so ein mittelalterliches Verhalten: Vorräte zu horten, als ob es vielleicht kein Morgen mehr gibt. Als hätte der Mensch für die wirklich elementaren Dinge immer noch nichts dazu gelernt.
Wir können jetzt wirklich mit den kleinsten Faktoren, die größten Schäden anrichten.

Es ist Zeit, für die Gastronomie die 7% Steuer einzuführen

Ich würde mir wünschen, dass wir aus der Sache rausgehen, mit der Idee: auch ein Corona-Virus kann uns nicht in die Knie zwingen, wenn wir alle zusammenhalten! Das ist schon mal wichtig für unsere Gesellschaft.
Und das zweite wäre, die Wunschvorstellung, die wir schon gefühlt 5-7 Jahre in der Gastronomie haben, dass wir jetzt vielleicht endlich unseren eigenen Steuersatz bekommen, für das kulturelle Hochgut von Gastlichkeit, von Gastgewerbe, von Essen und Trinken in guter Gesellschaft – das wir schützen sollten. Ich glaube, ich spreche da für Tausende von Gastronomen, dass es Zeit ist die 7% Steuer für uns einzuführen damit die Marge, die den Beruf überhaupt noch retten könnte, etwas erhöht wird. Auch für die Generation nach uns.

Gastronomen, die wirkliche Qualität anbieten, mit guten Produkten und Gastgeber sind : das sind alles Wahnsinnige und Verrückte, die das überhaupt durchhalten können. Je kleiner man ist, desto verrückter muss man sein! Das sind wir gerne, weil wir das, was wir tun, wirklich lieben – unser Leben ist. Aber alleine werden wir das nicht mehr schaffen.

Kraft geben uns als erstes die Gäste. Die fragen nicht, wie macht ihr das jetzt alles – sondern: was können wir für Euch tun, wie können wir helfen? Viele kaufen Gutscheine für die Gutsküche, um uns ihre Solidarität zu zeigen, für die gemeinsame Zeit danach. Zudem haben wir, gemeinsam mit meiner Familie, angefangen mit unserer lang geplanten Renovierung, um den erzwungenen Stillstand jetzt sinnvoll zu nutzen, und noch irgendwie etwas Gutes aus dieser Situation zu machen, für unsere Zukunft. Miteinander.

Meine Meinung …

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