Nóra Horvath, Bistro Spajz – Hamburg / Barmbek, drei Mitarbeiter

Ich mach jetzt nur noch Essen und Getränke To Go und eben nur mittags. Die Leute können vorher anrufen und bestellen und es sich dann hier direkt abholen. Mit allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen für uns alle. Keiner kommt mehr in den Laden. Wir haben eine Kasse draußen aufgestellt, wo das Geld eingeworfen werden kann – incl. Desinfektionsmittel, das bereit steht. Die Menschen freuen sich darüber – und das gibt mir auch viel Kraft.

Ich habe den Laden seit Sommer 2016 – und es hat gleich von Anfang an voll eingeschlagen, mit einem kleinen, zugänglichen Mittagstisch. Erst die Nachbarn hier in der Ecke – und dann auch ganz schnell über ganz Hamburg verteilt.

Mir ist klar: das war sehr special; wenn ich so sehe, wie lange andere brauchen, und zu kämpfen haben, bis es anläuft. Dafür bin ich dankbar! Am Anfang stand meine Liebe zum Kochen. Ich hatte einfach Lust, gutes Essen für andere zuzubereiten. Ich dachte mir, dass es schön wäre einen Mittagstisch zu machen, für alle Menschen: mit guter Qualität, guten Produkten und gutem Preis. Und dass man das aber eben auch wirtschaftlich schaffen kann. Ich wollte auch zeigen, was es für Möglichkeiten gibt, aus einfachen Alltagsgerichten etwas besonderes zu zaubern.

Ich bin gelernte Köchin. Aber eigentlich komme ich aus der Journalistik, habe Kultur-und Literaturwissenschaft studiert. Meine Kochausbildung habe ich erst mit dreißig begonnen.

Ich lebe hier in der Nähe des Restaurants, mitten in Barmbek – mit meiner Frau und meinem Kind. Ich bin mittlerweile total verwurzelt in dieser Ecke von Hamburg – ich kenne alle Nachbarn: von Selbstständigen, Kreativen, Gastronomen bis zur älteren Nachbarin, die jeden Tag vorbei kommt. Ich fühle mich sehr wohl – hier existiert tatsächlich eine dörfliche -und gleichzeitig großstädtische Struktur. Das liebe ich.

Das Restaurant ist ein Ort, wo die Leute gern hinkommen, ich habe eine offene Küche, die Leute sind direkt mit mir in Verbindung. Mit der Person, die ihnen ihr Mittagessen kocht. Das ist eine total gesellige, besondere Atmosphäre – im Grunde so, als wäre man bei mir zuhause zu Gast.

Ich mach jetzt nur noch Essen und Getränke To Go und eben nur mittags. Die Leute können vorher anrufen und bestellen und es sich dann hier direkt abholen. Mit allen nötigen Sicherheitsvorkehrungen für uns alle. Keiner kommt mehr in den Laden. Wir haben eine Kasse draußen aufgestellt, wo das Geld eingeworfen werden kann – incl. Desinfektionsmittel, das bereit steht. Die Menschen freuen sich darüber – und das gibt mir auch viel Kraft.

Ich bin sehr besorgt. Gar nicht so sehr wegen Geld und so, ich habe Angst davor, wie wir Menschen gerade miteinander umgehen.

Mich trifft die Situation gerade sehr. Ich bin sehr besorgt. Gar nicht so sehr wegen Geld und so, ich habe Angst davor, wie wir Menschen gerade miteinander umgehen. Ich merke das schon in meiner kleinen Familie – wie vorsichtig und unnatürlich vieles geworden ist. Ich sehe meine Eltern nicht mehr. Mein Bruder ist komplett in Quarantäne. Man ist selber so anders. Ich hoffe nur, das nicht zu viele komplett durchdrehen und sich besinnen – wenn ich diese ganzen Bilder sehe, allein wegen Klopapier – das kann ich gar nicht glauben!

Wir werden sehen, wie es ist, wenn das vorbei geht. Ja, ich habe Angst wegen meinem Business – aber ich falle weich – es gibt andere Menschen, die sich sehr viel größere Sorgen machen müssen. Die vorher schon nichts hatten. So tragisch es ist, dass es die Gastro-Szene jetzt so hart trifft, aber ich glaube fest daran, dass man sich schnell wieder irgendwie berappelt – und etwas neues wieder dabei rauskommt! Ich muss permanent an die Leute in den Lagern auf Lesbos denken. Wenn ich zwei, drei Wochen in meinem sicheren und warmen Zuhause bin – das werde ich überleben.

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