Schnuppern

Susi Wilkat über einen Kräuterladen im Harz

Rechteinhaber: selbst erstellt, Lizenzvereinbarung: Creative Commons Attribution 2.0 Germany License
Ungefähr ein Zehntel des Ladens

Ich bin beeindruckt, als ich einen Kräuter- und Gewürzladen in Altenau im Harz betrete. In Holzregalen stehen nebeneinander aufgereiht, unzählige kleine Apothekergläschen gefüllt mit getrockneten Kräutern, Mischungen daraus, Tinkturen, Schnäpse, Öle, Senfvariationen, Essige, Pestos, Chilisaucen … und es riecht toll. Ich erinnere mich an eine Situation aus dem Buch „Das Parfum“, als Grenouille Lederhäute des Gerbers an den Baldini liefert und zum ersten Mal auf die vielen Düfte des Parfümeurs trifft. Ich kann allerdings nicht riechen, wo welcher Duft herkommt. So beginnt für mich das „Schnuppern“ auf der Suche nach einem Duft, den ich mir in meiner Küche vorstellen kann. Ich rieche mich durch Amerika – nein, das passt nicht. Dann durch Europa – geht irgendwie auch nicht, weil ein paar Kräuter davon schon auf meinem Balkon wachsen – durch Afrika – nicht so meine Küche – und schließlich lande ich bei Asien, Curry, Adobo, Masala, Kreuzkümmel …

Für mich steht fest, dass es ein Curry sein soll. Aber nur welches? Es gibt ungefähr 20 Sorten. Ich vertraue dem, was ich rieche verbunden mit dem, was ich koche und entscheide mich für ein Bombay-Curry. Das riecht so ganz mild nach Koriander, Pfeffer, Nelken und Zimt und lässt mich mal wieder in Erinnerungen schwelgen – Butter-Chicken, Goa, Reis, Wiese, 2002 … Und noch einmal entsteht ein Bild von früher in meinem Kopf, als ich Philippinen-Adobo lese. Ich denke an eine verrauchte Küche in Berlin-Kreuzberg, die philippinische Arbeitskollegin meiner Freundin Betty, die das leckerste Adobo kochte, welches ich je gegessen habe. Aus Angst vielleicht doch die ein oder andere ungewollte Situation herbei zu schnuppern, gehe ich zur Kasse.

Übrigens, der Garten zum Laden soll der größte Kräuterpark Deutschlands sein. Allerdings sieht er im April so aus:

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Da wächst nicht so viel
Meine Meinung …

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