2011 Sauvignon Blanc, Marlborough, Neuseeland

Tohu – Wein aus dem Andenkenladen? Unser Autor Andreas Hohenester hat ausnahmsweise mal eine Ausnahme gemacht. Er hat es nicht bereut!

Während der Stippvisite schnell noch ein Souvenir zu ergattern. Keinesfalls Wein, fragile Glasflaschen im Gepäck gelten beim mehrfachen Umladen des Koffers auf dem Heimflug als ungeeignet. Das Geschäft in der Allen Street namens Kura Contemporary Ethnic Art & Ora Design Gallery klingt ja auch wirklich Wein-unverdächtig. Aber dann standen sie da, die Tohu-Weine versteckt zwischen Designschmuckstücken aus Keramik sowie kunstvoll geschnitzten Masken der Ureinwohner. Erster Gedanke: Noch ein Sauvignon Blanc, auf den die Welt nicht gewartet hat?
Warum der Tohu doch im Gepäck landete, begründet sich durch den genaueren Blick aufs Etikett: Erstes neuseeländisches Weingut in Maori-Besitz, heißt es da. Das macht neugierig. Die ersten Siedler auf den grünen Inseln im Südpazifik, welche sie Aotearoa – Land der langen weißen Wolke – tauften, haben aus ihrer polynesischen Heimat alle möglichen Pflanzen, Tiere und Kulturgüter mitgebracht, aber Wein gehörte nicht dazu. Dafür empfinden sie bis heute eine ganz besondere Ehrfurcht vor der Natur – eine geradezu spirituelle Beziehung zu dem Boden und was darauf wächst.
Der Tohu Sauvignon Blanc Single Vineyard stammt aus Marlborough, dem größten neuseeländischen Weinbaugebiet. Seit 1998 wächst hier Wein vor der malerischen Kulisse des fast 3000 Meter hohen Mount Tapuae-o-Uenuku, überwiegend Sauvignon Blanc. Zwischen den Rebenreihen blühen Büschelblumen, Buchweizen und auch vereinzelt Stechginster. Die französische Edelrebsorte Sauvignon Blanc hat in Marlborough ihre zweite Heimat gefunden – schmeckbar. Der Tohu leuchtet hellgrün wie aus dem Lehrbuch. Stachelbeere, Passionsfrucht und Zitronengras in der Nase, Zitrusfrucht, grüne Paprika, Tomatenkraut sowie Gewürznoten am Gaumen. Dazu der sortentypische Mineralton mit unterstützender Säure.
Das Maori-Wort Tohu bedeutet übersetzt Signal oder Signatur. Die Ureinwohner zeigen damit ihre wirtschaftliche Präsenz im modernen Neuseeland. Sie wollen nicht nur beweisen, dass sie Wein machen können, sondern auch ihre Maori-Kultur in die Welt tragen. Bereits im Jahre 2005 gab es die erste Silbermedaille bei den Air New Zealand Wine Awards, 2008 sogar Gold. Die Blindverkostung von jährlich zirka 1500 Weinen unter dem Patronat der nationalen Fluglinie gilt als wichtigster Leistungsvergleich im Lande. Aber auch in Michael Cooper’s Buyer’s Guide, der jährlich mehr als 3000 heimische Tropfen unter die Lupe nimmt, ist der Tohu Sauvignon Blanc in den vergangenen Jahren auf die Höchstnote – vier Sterne – abonniert.
Dieser Erfolg kommt natürlich nicht aus heiterem Himmel. Als Winemaker, so nennen die Kiwis ihre Önologen schnöde, engagierte Tohu Mister Bruce Taylor, der vorher unter anderem schon drei Jahre für das renommierte Weingut Villa Maria in Marlborough gearbeitet hatte. »Es ist großartig, Teil einer solch dynamischen Kiwi-Company zu sein und die Anerkennung der Qualität unserer Weine ist das i-Tüpfelchen für mich als Weinmacher«, freut sich Taylor. Er freut sich zu Recht.

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