Joël Delgoulet, vormaliger Direktor des Cahors-Weinguts Château de Chambert, stieß in mittelalterlichen Dokumenten auf eine Variante damaliger Weinbereitung: Um dem Wein eine bessere Haltbarkeit zu geben, ließ man den Most in kupfernen Marmiten sieden. Die so entstandene Reduktion wurde wieder abgekühlt und zum Gären gebracht. Dass es sich bei den erfindungsreichen Kellermeistern um Traubendiebe gehandelt haben soll, sei nur nebenbei erwähnt.
Rogomme ist die moderne, und höchst intelligent abgewandelte Form dieses Weinbereitungstricks. Das reduzierte und abgekühlte Konzentrat wird zur Maische einer Malbec-Spätlese gegeben. Später wird der immer noch süße Wein mit einem von Malbec-Trauben gewonnen Eau-de-vie aufgespritet. So entsteht ein Dessertwein, der ein entfernter Verwandter des Ports ist. Aber trotzdem ganz anders: Die zum Kauen nötigenden Gerbstoffe des Malbec, von gutem trockenem Cahors bestens bekannt, fehlen auch hier nicht. Mit 17 % ist der Wein zudem relativ leicht. Der Duft zeigt sich komplex mit Noten von Kirsche, Fisherman’s Friend und Veilchen. Und auch auf den mineralischen Kick, der der Süße unwiderstehliche Zartheit und Subtilität verleiht, muss man nicht verzichten: Die Reben wachsen auf einem mageren Kalkboden mit deutlichem Eisengehalt.
Text: Ulrich Sautter
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