Bill Bufords Hitze (orig. Heat) war sowieso eines der besten Bücher über das Kochen überhaupt, kein Kochbuch, sondern embedded Journalism der kulinarischen Art. Ein Autor, der es wirklich wissen will, kocht erst beim italoamerikanischen Starkoch Mario Batali und geht dann ganz nach Italien, um herauszufinden, was es bedeutet, auf höchstem Niveau zu kochen, und dann auch noch italienisch. Das Buch war (ist!) ein Bestseller, normalerweise wird da schnell die nächste Folge nachgelegt.
Aber Bill Buford meint es eben ernst und will wissen, ob die italienische Küche wirklich der Ursprung allen abendländischen Kochens ist, oder nicht doch die französische? So zog er weiter, nach Lyon, der Hauptstadt der französischen Küche, wurde Vater von Zwillingen und tat vor allem eines, er kochte.
Vierzehn Jahre dauerte es, bis jetzt endlich Dreck (orig. Dirt) erschien, in dem es um den Zauber der unbarmherzigen Präzision der französischen Küche geht und darum, wie man sich als nicht mehr ganz junger frischgebackener Vater darin behauptet. Dafür verpflanzt er seine Frau und seine dreijährigen Zwillingssöhne kurzerhand nach Lyon. Er wird Bäckerlehrling, Schüler des Institut Paul Bocuse und Praktikant im legendären La Mère Brazier, wo er lernt, wie man ein Fischfilet auf 62,5 Millimeter filetiert, Hummertürmchen baut und wie nah Kameradschaft und Intrige in der Küche beieinanderliegen.
Dreck
Aus dem Englischen von Sabine Hübner.
Hanser, 544 Seiten, 26 Euro.
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